Montag, 7. November 2016

Was macht eine gute Hundeschule aus?

Liebe Kunden,

über diese Frage stolpert man als Hundetrainer früher oder später unweigerlich.
In den letzten Wochen, wurde ich dies sowohl privat als auch beruflich gleich mehrfach gefragt und so kam mir die Idee, dazu mal ein paar Sätze hier auf meinem Blog zu schreiben.

Da es für mich, die so tief in der Materie steckt, nicht einfach ist, dieses Thema neutral zu betrachten, habe ich mir ganz viel Hilfe von Außen geholt. Ich habe Trainerkollegen, Freunde und Kunden befragt und mir die Finger wund "gegoogelt". An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die mir so fleissig ihre Meinungen zu dem Thema geschickt haben :) 

 

Fett geschrieben findet ihr in diesem Artikel einige Aussagen die ich dabei gefunden bzw. erhalten habe. Zu einigen werde ich direkt im Anschluss Stellung nehmen.

Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen :) 


 

Aus dem Netz: Es gibt kleine Gruppen (je nach Fundstelle findet man Zahlen von 3-8 Mensch-Hund-Teams als Richtwert)

Kleine Gruppen sind sowohl für die Hunde als auch für die Besitzer von Vorteil. Zu viele Hunde und Menschen schafft für alle Beteiligten mehr Stress, es bleibt weniger Zeit und Raum für individuelles Training und gemeinsame Übungen. Der Lerneffekt der einzelnen Teams bleibt dabei auf der Strecke. Auch für mich als Trainer sind kleine Gruppen von Vorteil, denn es ist mir sehr wichtig, dass ich allen so gut es geht gerecht werden kann. Mehr als 6 Teams in einer Gruppe sind für mich daher der absolute Ausnahmefall.
 

Aus dem Netz: Der Trainer sollte den Sachkundenachweis nach § 11 des TschG haben und sich regelmässig fortbilden

Auch hier kann ich nur zustimmen. Der Sachkundenachweis ist in Deutschland verpflichtend für alle gewerblichen Hundetrainer. Er garantiert zwar keinen guten Trainer aber zumindest einen, der sein Gewerbe offiziell angemeldet hat und ein gewisses Fachwissen besitzt. Regelmässige Fortbildungen sind für mich selbstverständlich. Sie geben mir immer wieder neuen Input für meine Kurse. Zusätzlich lege ich viel Wert auf den regelmässigen Austausch mit anderen Trainern, denn oft sehen 4 Augen eben mehr als 2 :) 


"Das der Trainer in der Lage ist, alle Schritte die durchzuführen sind, plausibel zu erklären" 


"Wenn positive Verstärkung vorherrscht und darauf geachtet wird, den Hund in der Unterrichtsstunde nicht zu überfordern"

Aus dem Netz: Es wird mit positiver Verstärkung gearbeitet (also über Lob und Bestätigung und nicht über Strafen). Der Trainer kennt verschiedenen Trainingsmethoden, legt Wert auf Kommunikation durch Körpersprache und kennt sich auch mit Lernpsychologie aus. Ein guter Trainer weiß, dass Rangordnungs und Dominanz Theorien längst passé sind.

Auch das kann ich so unterschreiben. Hierbei geht es im Prinzip um das Gleiche wie einen "Checklistenpunkt" weiter oben. Fortbildung und Austausch sorgen dafür, dass Trainingsmethoden dem gegenwärtigen Wissensstand angepasst sind und man sich nicht "in eine Ecke" verrennt. Positive Verstärkung, Belohnung/Lob und Körpersprache sind hierbei Schlüsselbegriffe - dennoch sollte ein Welpen auch lernen, was "Nein" heisst und als Hundebesitzer sollte man daher auch vermittelt bekommen, wie man Grenzen setzt.
Ein guter Trainer sollte vor allem gut mit Menschen umgehen können und die Unterrichtsinhalte gut und einprägsam vermitteln. Meines Erachtens folgt ein guter Trainer nicht strikt einer Philosophie sondern passt das Training und damit auch die Methoden den Teams an.

 

Aus dem Netz: Bei einer guten Hundeschule ist die erste Stunde kostenlos und Familienmitglieder dürfen bei den Kursen anwesend sein
Also eine kostenlose Stunde hat meiner Meinung nach nichts mit einer guten Hundeschule zu tun. Allerdings biete ich Kunden, die nach einer Stunde nicht weiter machen wollen natürlich an, einfach diese eine Stunde zu bezahlen und nicht den ganzen Kurs.
Die Familie darf selbstverständlich vor Ort sein - warum auch nicht? Am Ende müssen ja alle mit dem Hund auskommen. Allerdings sollte immer nur eine Person die entsprechende Übung durchführen und der, der den Hund führt, sollte sich auf den Unterricht (und nicht nur auf die Familie) konzentrieren können.

Aus dem Netz: Hilfsmittel wie Würgehalsbänder, schlagen, Stachelhalsbänder oder Reizstromgeräte sollten nicht benutzt werden

Im ersten Moment als ich das gelesen habe, dachte ich NATÜRLICH wird das nicht benutzt. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr ist mir aufgefallen, dass das leider nicht in allen Hundeschulen so ist. Immer wieder kommen Kunden zu mir, deren Hunde genau mit solchen Methoden in der Hundeschule konfrontiert wurden. Fakt ist, ein Teil der oben genannten Praktiken sind schlicht verboten, da sie gegen das Tierschutzgesetz verstossen. Gewalt hat nichts mit Grenzen setztn zu tun und hat in einer Hundeschule nichts verloren - ohne wenn und aber! 

 

Aus dem Netz: Der Hund freut sich, wenn er auf den Hundeplatz kommt
Joa also Grundsätzlich würde ich das natürlich unterschreiben. Ehrlich gesagt hatte ich das Problem noch nicht, dass es Hunde gab, die "ums verrecken" nicht auf den Platz wollten.
Klar gibt es immer mal Hunde, die zum ersten Mal kommen oder sehr ängstliche Hunde, die natürlich nicht so euphorisch sind. Aber in aller Regel sind die Hunde dann da, weil sie grundsätzlich ängstlich sind (woran wir ja dann arbeiten) oder es handelt sich um unsichere Welpen, die sich nach 2-3 Kursstunden von alleine freuen wenn es zum Welpenkurs geht. Einen nicht ängstlichen Hund, der beim Anblick des Platzes plötzlich panisch wird, fände ich allerdings höchst bedenklich. Hier würde ich genau hinterfragen, warum mein Hund dieses Verhalten zeigt. 


"Hundegrößen getrennt bzw. es wird darauf geachtet, dass die Kleinen nicht von den Größeren überrannt werden"
"Der Trainer beobachtet das Freispiel und schreitet ein wenn es umschlägt"
Definitves ja! Spiel ist nur dann Spiel, wenn es für alle Hunde positiv ist. Ein Freilauf muss je nach Gruppenkonstellation evtl. getrennt erfolgen. Man sollte keine kleinen, unbeholfenen Welpen mit rüpeligen 7 Monate alten Teenies laufen lassen - beide haben völlig unterschiedliche Interessen. Deswegen sollten auch die Besitzer beim Freilauf immer auf ihren Hund achten um ggf. dem eigenen Hund Schutz zu gewähren oder ihn davon abzuhalten, andere zu mobben. Es gibt auch Gruppen bei denen ich nie oder nur selten oder kurze Freiläufe machen, da die Hunde einfach zu unterschiedlich sind als das sich ein harmonisches Spiel entwickeln kann. Ich als Trainer beaufsichtige den Freilauf und weise die Kunden ggf. darauf hin, wenn es Situationen gibt in denen sie einschreiten sollten. 


 "Wenn weder Mensch noch Hund unterdrückt und mit "Kasernenton" trainiert werden"


Aus dem Netz:  Hund und Besitzer werden respektvoll behandelt. Der Hundehalter fühlt sich erst genommen und wohl auf dem Hundeplatz. Der Trainer brüllt weder die Hundehalter noch die Hunde an

Öhm ja - also natürlich brülle ich keine Menschen und Hunde an °_° Ich denke das versteht sich von selbst...
Jeder Mensch hat seinen Charakter und mal einen guten oder schlechten Tag. Auch wenn es überraschend klingt, so sind  wir Hundetrainer auch nur Menschen. Natürlich kann es da auch mal zu Missverständnissen kommen aber das kann man alles in Ruhe und entsprechend respektvoll lösen. Wildes Herumgeschreie gehört in entsprechende TV-Formate aber nicht auf den Hundeplatz...
Ich erkläre Dinge auch gerne mehrfach. Auf einem Hundeplatz passieren manchmal so viele Dinge und ich weiß, dass da auch vieles, was ich sage unter gehen kann. Es ist mir wichtig, auf meine Kunden und deren Probleme einzugehen. Egal ob sie die Einzigen sind, die dieses Problem haben oder ob es mehrere betrifft. 
Ich freue mich über positives Feedback aber auch über konstruktive Kritik, denn an dieser kann ich weiter wachsen. Und am Ende gibt es keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten ;) 

 

"Eine gute Hundeschule drängt einem zu nichts und zwingt einem auch nicht dazu, Prüfungen zu machen"

Ich denke, dass Zwang nie ein guter Indikator ist. Ich als Trainer sollte auf die Wünsche meiner Kunden eingehen und dabei die Fähigkeiten und den Charakter des Hundes berücksichtigen. Jeder Hundehalter muss selbst wissen, was er für Ziele mit seinem Hund hat. Ich bin nur dafür da, die Teams in diese Richtung zu begleiten, zu unterstützen und ihnen dazu das Werkzeug an die Hand zu geben. Manche Hundehalter muss man allerdings bremsen, wenn sie zu schnell zu viel von ihrem Hund möchten oder falsche Vorstellungen von der "Formbarkeit" des Hundes haben. Jeder Hund hat sein eigenes Wesen, das man respektieren sollte.

 

"Angenehme, stressfreie Atmosphäre..."

"Wenn man das Gefühl hat, das man gut aufgehoben ist" 

Aus dem Netz: Achten sie auf ihr Bauchgefühl!
Es muss passen - das sage ich den meisten Kunden bereits beim ersten Gespräch. Es kann auch einfach sein, dass die Mensch-Mensch-Chemie nicht passt, dann nützt einem der best ausgebildetste Trainer nichts...
Und wenn das so ist, dann trennen sich die Wege eben wieder. Das kann passieren und ist kein Weltuntergang sondern völlig verständlich. 

 

© 2016 Helga Fischer - Dieser Beitrag darf verlinkt und kopiert werden sofern er unverändert bleibt und eine Verlinkung auf diese Homepage hinzugefügt wird.

 

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